Die Türen öffnen sich. Bernhard steigt aus. Kaum berührt sein Fuß den Gehsteig, beschleicht ihn das Gefühl, irgendwas sei falsch.
Er blickt sich um. Schwere Lastwagen donnern in endlosen Kolonnen links an ihm vorüber. Rechts schlafen die Gebäude der Universität. Es sind Semesterferien. Von einer schönen Aussicht, wie es die Haltestelle verspricht, ist weit und breit nichts zu sehen.
Als der Bus die Türen schließt und abfährt, fällt es ihm auf. Er ist noch halbvoll. An einer Endstation wäre er leer.
Bernhard schaut ungläubig auf das Haltestellenschild am Straßenrand, vergewissert sich beim seinem allwissenden Google. Eindeutig. Hier ist die Haltestelle Zur schönen Aussicht. Also die Endstation.
Ist die Reise hier gar nicht zu Ende? Geht es vielleicht noch weiter? Kann eigentlich gar nicht sein.
Dann fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Er befindet sich in der Stadt Paderborn. Und in Paderborn ist das selbstverständlich möglich.
Paderborn ist nämlich nicht nur bekannt durch die Polonaise Blankenese (von Paderborn zum Matterhorn). die Stadt ist auch katholischer Bischofssitz. Und jedem wirklich Gläubigen klar sein dürfte, geht es hier nach dem Ende selbstverständlich weiter. Es lockt der Himmel. Und der ist das Ziel aller Wünsche!
Manche – islamistische Selbstmordattentäter zum Beispiel – sprengen sich (und Andere), um in Selbigen zu gelangen, sogar in die Luft. Und im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gibt es Sekten, die nichts sehnlicher herbeisehnen, als das Ende der Welt – beispielsweise durch einen Atomkrieg. Selbst ein ehemaliger Präsident soll mal mit ihnen sympathisiert haben. Der Aktuelle beschränkt sich bekanntlich aufs Dealen.
Heute ist der Himmel allerdings wenig einladend. Außer Nieselregen und einem tristen Grau bietet er keinerlei Annehmlichkeiten.
Bis zu seinem Ziel sind es noch zehn Minuten. Fahren oder laufen?
Bernhard sieht auf den Fahrplan und entscheidet sich zu laufen. Auch wenn der Weg entlang der autobahnähnlichen Verkehrsstraße nicht unbedingt einlädt. Lieber zehn Minuten laufen, als fünfzehn Minuten frieren.
Dort schließlich findet er sein Ziel. Den elektronischen Konsumtempel. Besser bekannt als ich bin doch nicht blöd.
Jörn Wiertz, Juli 2025
