„Darf ich mich setzen?“
„Wenn sie möchten!“
„Idyllischer Platz hier. Die Felsen, der Blick auf den Fluss, die Ruhe. Ein ganz besonderer Ort. Und so versteckt, dass ihn niemand findet.“
„Aber Sie haben ihn gefunden.“
„Ja, ich sah Sie auf dem Weg, dann waren Sie plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Das war vergangene Woche. Als ich Sie heute wieder sah, habe ich genauer aufgepasst. Sie haben die Zweige zur Seite geschoben und sind hinein in die Büsche.“
„Ist ja wohl nicht verboten.“
„ Besonders freundlich sind sie nicht gerade.“
„Warum sollte ich?“
Soll ich lieber gehen?“
„Bleiben Sie, wo Sie einmal da sind.“
„Danke!“
Würde mich interessieren, wie die Bank hierher kommt.“
„Die gehört mir.“
„Ihre? Haben Sie die hier aufgestellt?“
„Natürlich, kommt ja sonst niemand hier her.“
„Die Blumen, die Büsche, der gepflegte Rasen, alles ihr Werk?“
„ Na, ja, hat sich im Laufe der Zeit so entwickelt. Als ich den Platz entdeckt habe, war natürlich noch alles wild.“
„Schon länger her?“
„Ich war damals zehn. Das hier war mein Spielplatz. Unser Hof war dort hinten.“
„Ein Hof? Habe hier noch nie einen gesehen!“
„Ist abgebrannt. Danach habe ich bei meinen Großeltern gewohnt. In Süddeutschland. Dann habe ich es auch da nicht mehr ausgehalten und bin wieder zurück.“
„Und wo wohnen sie jetzt?“
„Auf der Straße.“
„Und warum kommen sie hier her?“
„Ich schaue zu, wie es fließt.“
„Das Wasser?“
„Auch das!“
Jörn Wiertz, Januar 2024
